von Andree Meyer

Wenn man wie wir Veranstaltungen plant, dann schaut man sich zwangsläufig auch bereits vergangene Events an. Dabei stießen wir auf Leckereien aus den 1970er Jahren, die wir für ein Event im Küchenhaus Meinen ein wenig verändert in unsere Zeit importiert hatten. Allen voran, der Käse-Igel. Wer erinnert sich nicht noch an diese dekorative Art, Käsehäppchen mit Gurken, Cocktailwürstchen und Weintrauben zu präsentieren. Auf keiner Feier in dieser Zeit durfte dieses Teil fehlen. Manchmal wurde einfach ein Weißkohl halbiert und mit Alufolie umwickelt, dann die Spieße einfach hinein gesteckt. Die Krönung jedoch war der Käse-Igel von WMF. Der gehörte damals unbedingt zur Aussteuer einer jeden jungen Frau. Wir waren in der glücklichen Lage, so einen Käse-Igel zu besitzen – bis zu dem Tag, an dem eine unwissende Bekannte bei einer Feier die dafür vorgesehenen Spieße einfach in den Mülleimer entsorgte. Und so sehr wir uns bemühten, es gab dafür keinen Ersatz. So verschwand der WMF-Käse-Igel auf dem Boden. Als wir die Veranstaltung planten, war es unser Glück, dass wir zu den Familien gehörten, in denen noch einige dieser Exemplare vollständig existierten. Erst als wir eines davon in den Händen hielten, erinnerten wir uns daran, dass da ja auch noch Mulden eingelassen waren, in die die damals auch obligatorischen gefüllten Eier gelegt wurden. 

Bei allen Feiern waren diese gefüllten Eier präsent. Sie waren einfach herzustellen. Man zerdrückte das vorsichtig aus den halben Eiern herausgenommene Eigelb, vermischte es gut mit Mayonnaise und Senf, gab noch etwas gehackte Petersilie dazu und füllte die Masse mit einer Sahnespritze ein. Und wenn man einmal keine Zeit hatte, diese gefüllten Eier herzustellen, dann legte man halbe gekochte Eier auf die Platte und verzierte sie z. B. mit Kaviar, Tomatenmark oder Mayonnaise. Eins war und ist immer noch gewiss – Eier, in welcher Form auch immer, sind auf Buffets stets gefragt.

In der Folge „Silberhochzeit“ vom Klassiker „Ein Herz und eine Seele“ verlangt Else Tetzlaff Aal in Gelee. Da das Restaurant das nicht bietet, ruft sie empört durch das ganze Restaurant: „Was? das gibt es hier nicht? Aal in Gelee ist mit das Teuerste, was es an Vorspeisen gibt.“ Nun ja, Speisen in Gelee bzw. Aspik gibt es ja schon ziemlich lange. Der Aal in Gelee wird schon im 18. Jahrhundert in England gerne gegessen. Mit Aspik bzw. Gelee macht man Speisen haltbarer. In den 1970ern schafften es solche Speisen, den Olymp der Buffets zu erklimmen. Man denke da nur an „Russisch Ei“. In Gelee eingelegter Fisch war allzeit beliebt. 

Untrennbar verbunden mit Party-Snacks der 1970er Jahre sind auch mit Fleischsalat gefüllte Tomaten, Spargel-Röllchen (in Kochschinken eingerollter Spargel aus dem Glas) und natürlich Nudelsalat. Wir fassten das bei unserer Veranstaltung zum einem 70er-Jahre-Vorspeisenteller zusammen. Neben dem Käse-Igel fehlten natürlich nie die kleinen Spießchen. Ganz toll wurde es dann zu später Stunde. Da fehlte nie die Mitternachtssuppe, die man einfach aus verschiedenen Gemüse-, Sauerkonserven und Dosensuppen zusammen kippte und erhitzte. Wenn es dann ganz besonders sein sollte, so gab es „Mock Turtle-Suppe“ aus der Dose – vermutlich wussten viele Menschen gar nicht, dass es sich hier um die „falsche Schildkrötensuppe“ handelte. Im Oldenburger Land lebten schon früher sehr wohlhabende Bürger, die gerne eine Schildkrötensuppe aßen. Als Napoleon die untersagte, erfand man eben die „falsche Schildkrötensuppe“, wobei sich die englische Version mit „Mock-Turtle-Suppe“ doch besser anhörte. Die wohl bekannteste Version war die „echte“ falsche Schildkrötensuppe aus dem Ammerland. Und so ging die Mockturtle-Suppe dann irgendwann als eine norddeutsche Spezialität in die Geschichte ein. Der lukullische Hammer eines geselligen Abends oder einer Feier war aber zweifelsohne das Hawaii-Toast, das man übrigens auf Hawaii gar nicht kennt! Das Hawaii-Toast wurde bereits in den 1950er Jahren populär, nachdem es der erste Fernsehkoch Clemens Willmenrod 1955 vorstellte. Gerade auf Partys der 1970er fand es wieder auf den deutschen Teller zurück. Die Königin der abendlichen Leckerbissen wurde aber die bereits im 18. Jahrhundert in Paris erfundene „Vol-au-Vent“, die Königinpastete, die mit Kalb- und Geflügelfleisch in einer weißen, würzigen Sauce (auch Ragout Fin genannt)  in Blätterteig-Pasteten serviert werden. 

Ja – die gute alte Zeit! Aber wem ist es schon aufgefallen? Wenn auch verändert, all diese Gerichte leben nicht nur in unserer Erinnerung, sondern werden bis heute weiter gerne serviert und gegessen, auch wenn der berühmte „Käse-Igel“ eigentlich vom Tisch verschwunden ist. Vielleicht ist es an der Zeit, einmal auf dem Dachboden nach ihm zu suchen!

Wenn Sie diese Website weiter nutzen, erklären Sie sich mit der Nutzung von Cookies einverstanden. weitere Informationen

Die Cookie Einstellungen auf dieser Website sollten auf "Cookies zulassen" eingestellt sein, um Ihnen das bestmögliche Surf-Erlebnis biten zu können. Wenn Sie diese Website weiter nutzen, ohne Ihre Cookie-Einstellungen zu ändern, oder Sie klicken auf "Akzeptieren" dann erklären Sie sich mit diesen einverstanden.

Schließen